Fördergemeinschaft Ehemalige Synagoge Neidenstein e.V.
gegründet 2020

 
 
Das Landjudentum in Baden 


 
... wird erstellt


 
Die jüdische Gemeinde in Neidenstein:


Jüdische Gemeinden in Nordbaden - Größenvergleich Anzahl der Mitglieder
Stand: 19. Jahrhundert,
Quelle: Jüdisches Museum Berlin

  • Jüdische Gemeinde mit über 400 Mitgliedern (z.B. Mannheim)
  • Jüdische Gemeinde mit 100 bis 400 Mitgliedern (z.B. Neidenstein)
  • Jüdische Gemeinde mit 30 bis 100 Mitgliedern

Eine dauerhafte Niederlassung von Juden in Neidenstein begann nach
dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), als sich der Kraichgau zu
einem Schwerpunkt des Landjudentums entwickelte. Während sich
1825 der Anteil der Juden im gesamten Großherzogtum Baden auf
1,6 % belief, waren in Neidenstein zeitweilig bis zu einem Drittel
der Einwohner jüdischen Glaubens. Es entstand eine der größten
jüdischen Gemeinden Badens, die 1842 mit 281 Personen ihren
Höchststand erreichte.
Die Gemeinde verfügte über eine Synagoge, Mikwe und eine eigene
Schule. Zur Bestattung der Toten diente der jüdische Gemeindefriedhof
im benachbarten Waibstadt. Eine Matzenbäckerei und jüdische
Metzgerei sicherte die Versorgung mit koscheren Lebensmitteln. Mit
dem „Hirsch" gab es eine jüdische Gaststätte. Das Sozial- und Krankenwesen regelten jüdische Vereine.
Der Ausschluss der Juden von vielen Berufen führte zu einer dominierenden Rolle in den gestatteten Betätigungsfeldern. So waren sie
vorwiegend im Vieh-, Pferde- und Landesproduktenhandel und damit
in typischen Erwerbszweigen des Landjudentums tätig. Sie waren
völlig ins Dorfleben integriert, wurden Mitglieder von Vereinen
oder auch des Gemeinderats und nahmen als Freiwillige am Ersten
Weltkrieg teil.
In den ersten Jahren nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
floh der größere Teil der 63 im Jahr 1933 noch in Neidenstein
lebenden Juden. Mit der Deportation von 17 noch im Ort lebenden
jüdischen Mitbürgern am 22.10.1940 ins Lager Gurs endete die
jüdische Geschichte Neidensteins. Seit 2010 erinnern erste zehn
Stolpersteine an die Opfer der NS-Verbrechen.